Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
Darum geht’s:
Quinns und Matildas Familien können einander nicht ausstehen! Wenn sich die beiden in die Quere kommen, kann das nicht gut ausgehen. So war das schon immer – Quinn gibt Matilda fiese Spitznahmen, verwechselt sie immerzu mit ihren fürchterlichen Cousinen oder bespritzt sie mit Wasser. Und Matilda findet es ohnehin besser Quinn vom Weiten anzuhimmeln, denn mit ihrer hoffnungslosen Verliebtheit wäre es, gewiss gleich vorbei, wenn sie ihn näher kennenlernen würde. Doch so kommt es nicht. Nach einem schlimmen Unfall ist in Quinns Leben plötzlich nichts mehr, wie es war.
In Hecken sieht er Gesichter, Totenköpfe schneiden ihm Grimassen, Statuen aus Stein sprechen in schlechten Reimen und zu allem Überfluss wird er von einem Mann mit Hut und gruseligen Flügelwesen verfolgt. Und ausgerechnet dann steht plötzlich das komische Mädchen von nebenan in seinem Zimmer und entpuppt sich als die eine, dem er in dem ganzen Chaos noch vertrauen kann. Nichts auf dieser Welt hätte ihn mehr überraschen können, als eine unerwartete Verbündete in Matilda zu finden, und noch weniger sich Hals über Kopf in sie zu verlieben. Gemeinsam stürzen sie sich in ein Abenteuer, was nicht von dieser Welt ist.
Rezension:
Wer „Vergiss Mein Nicht“ aufschlägt, dem strömt eine gewaltige Wolke an den liebenswürdigsten und schrecklichsten Tierwesen, Dämonen, Wasserspeiern, geheimen Portalen, Verschwörungen und Abenteuern entgegen, zusammen mit einer Mischung aus Humor, Freundschaft und Liebe.
Wie Kerstin Gier schon in der Widmung so treffend formuliert hat: „Vergiss Mein Nicht“ ist ein Buch „[f]ür alle, die gerade ein bisschen Magie gebrauchen können.“
Nachdem mich Kerstin Giers Schreibstil schon bei „Wolkenschloss“ überzeugt hat, wurde dies durch „Vergiss Mein Nicht“ nur noch bestätigt. Mit einer Liebe zum Detail und einem sprudelnden Wortgebrauch hat sie eine neue Welt handgreiflich gemacht und gekonnt mitten unter uns platziert. Das Buch lässt sich flüssig lesen und wird an vielen Stellen humorvoll unterstrichen.
Die Geschichte ist spannend und wird an keiner Stelle zu langatmig. Zwischen viel Fantasy holt Quinn und Matilda immer mal wieder die Realität ein. Um die Übersicht beizubehalten, ist das Personenverzeichnis hinten im Buch in den „Saumcast“ und „Erdencast“ unterteilt. Für jede Situation gibt es die passenden Charaktere und erst sie machen die Geschichte zu dem, was sie ist. Manche sind eher verschlossen oder griesgrämig und hinterlistig und wieder andere waren mir von der ersten Sekunde an sympathisch. Neben Quinn und Matilda, aus deren Perspektiven die Geschichte geschrieben ist, gibt es eine Menge genialer Nebencharaktere. Julie, die nichts von der magischen Welt weiß, ist das beste Beispiel für ein Mitglied des Erdencast – und das nicht nur wegen ihres unbezahlbaren Humors. Neben ihr ist es auch eine absolute Pflicht am Rande den Wasserspeierdämon Baximilian Grim zu erwähnen. Er hatte zwar nur einen Auftritt, verspricht aber im Nachwort (das er geschrieben hat!), im Folgeband eine größere Rolle zu spielen.
Ich habe es geliebt zu sehen wie sich Quinn und Matilda immer nähergekommen sind und den anderen erst mit der Zeit richtig kennengelernt haben. Dabei waren sie beide überrascht, was wirklich hinter dem anderen steckt. Umso schmerzhafter war es dann, als Quinn hinter die Vereinbarung von seiner Mutter und Matilda gekommen ist. Wenn nicht bald der zweite Band erscheinen würde, hätte ich wohl in einem emotionalen Desaster geendet …
„Vergiss Mein Nicht“ ist ein Buch um die Realität zu vergessen. Ich empfehle es ab 12 Jahren.
°"Und wenn das hier kein Fantasyroman wäre, sondern Wirklichkeit?" Matilda sah ihn an. "Dann hieße das, wir sind offiziell verrückt." Quinn lachte. "Aber macht es nicht viel mehr Spaß, zu zweit verrückt zu sein?"°
Buch: Vergissmeinnicht
Band: 1
Autorin: Kerstin Gier
Verlag: Fischer